Ashes, Ashes

Ashes, Ashes - Jo Treggiari *Worum geht's?* Eine gefährliche Epidemie hat fast die gesamte Menschheit ausgerottet; nur weniger als 1% haben dieses Grauen überlebt. Darunter ist die siebzehnjährige Lucy Holloway, die nun schon seit einem halben Jahr ums nackte Überleben in den verwilderten Überresten der Städte kämpft. Es ist ein mühsames und anstrengendes Unterfangen, aber Aufgeben kommt nicht in Frage! Eines Tages wird sie in ihrem Unterschlupf von einem Rudel Hunde angegriffen. Ein kaum älterer Junge, Aiden, rettet sie aus dieser schwierigen Situation. Er kommt aus einer Überlebendensiedlung und lädt Lucy ein, mit dorthin zu kommen. Unschlüssig drückt sie sich vor einer Zusage. Einerseits sehnt sie sich nach Gesellschaft, einer Gemeinschaft; andererseits weiß sie nicht, wem sie noch trauen kann. Und was ist mit den Sweepern, den Bösen unter den Überlebenden, die Menschen aus den Siedlungen entführen und spurlos verschwinden lassen? Eine Naturkatastrophe naht und zwingt sie zu einer vorläufigen Entscheidung. *Kaufgrund:* "Ashes, Ashes" fällt in den Bereich des Dystopien. Für mich war allein das Grund genug, um den Roman lesen zu wollen! *Meine Meinung:* Jo Treggiaris Roman springt auf den erfolgreichen Zug der Dystopien auf. "Ashes, Ashes" beschäftigt sich aber nicht mit einer fortgeschrittenen Zukunft, in der die Menschen von einem Regime unterdrückt werden, sondern mit der Endzeit der Welt. Eine Epidemie hat fast die gesamte Erdbevölkerung ausgelöscht, Naturkatastrophen haben die Städte zerstört und die wenigen Überlebenden müssen wieder ganz von vorn anfangen: Sie müssen sich in aus den Überresten eine geschützte Umgebung schaffen, in denen sie eine Chance haben, zu überleben. All das wird durch die so genannten Sweeper zu einem schwierigen Unterfangen. Sie sind die einzigen Menschen, die noch Zugang zu fortschrittlichen und wissenschaftlichen Dingen haben. Aus einem unbekannten Grund entführen sie regelmäßig Menschen aus den Gruppen der restlichen Überlebenden. Einmal verschwunden, taucht niemand jemals wieder auf... Der Roman besitzt eine sehr lange Einführungsphase, die sich voll und ganz auf Lucy konzentriert, sodass man sie besser kennenlernen kann. Außerdem erklärt die Autorin ausführlich, was aus der Welt geworden ist. Sicherlich wird dieser Start vielen Lesern langweilig und wenig aufregend erscheinen. Ich finde jedoch, dass Treggiari damit gute Arbeit geleistet hat. Durch ihre Schilderungen und Erläuterungen zu Beginn war es mir über den gesamten Roman möglich, mir die verwüsteten Umgebungen bildhaft vorstellen zu können. Sobald Lucy auf Aiden trifft, beginnt der eigentliche Teil der Handlung. Der Drang weiterzulesen wird vor allem dadurch verstärkt, dass man unbedingt wissen möchte, wie die Menschen mit ihren neuen Lebensumständen zurecht kommen. Als die Sweeper ihren ersten Auftritt haben und Aidens Siedlung überfällt, kommt erstmals mitreißende Spannung auf. Fortan möchte man das Buch gar nicht mehr zuschlagen! Treggiari bietet uns eine aufregende und atemlose Handlung, die leider mit der letzten Seite viel zu schnell vorbei ist. Es gibt zum Schluss zwar keinen Cliffhanger, aber einige Fragen bleiben doch offen, die auf eine Fortsetzung hoffen lassen. Lucy Holloway, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, ist die Protagonistin von "Ashes, Ashes". Sie ist eine starke und mutige Kämpferin; wie sonst hätte sie ein halbes Jahr - völlig auf sich allein gestellt und ohne fremde Hilfe! - in einer zerstörten Welt überleben sollen? Vor so viel Hartnäckigkeit und Kraft muss man den Hut ziehen! Sie ist zwar in dieser Hinsicht sehr erwachen, aber sie ist trotzdem erst sechzehn Jahre alt und somit immernoch ein Teenager. Gefühle spielen selbstverständlich eine große Rolle und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich schnell in ihren Retter verliebt. All das sind Eigenschaften von Lucy, die mir gut gefallen haben. Dennoch habe ich einen großen Kritikpunkt: Sie ist nicht "echt"! Obwohl sie von allen Charakteren noch am meisten Tiefe besitzt, ist mir in einigen Kapiteln nicht klar gewesen, wieso sie so handelt, wie sie es macht. Wo sind die schwerwiegenden und emotionalen Momente, in denen Lucy zum Beispiel über den Verlust ihrer Familie trauert? Reicht ein halbes Jahr, um schon so abgebrüht zu sein, dass es einen kalt lässt, in Erinnerungen zu schwelgen? Die Nebencharaktere sind für mich die größte Enttäuschung. Es gibt viel zu viele Charaktere und wer generell ein schlechtes Namensgedächtnis hat, wird einige Probleme bekommen - mal abgesehen von der Tatsache, dass einige Figuren derart blass und oberflächlich sind, dass sie sehr schnell in Vergessenheit geraten. Aber selbst die Personen, die größere und handlungsentscheidende Rollen einnehmen, bleiben ohne jegliche Tiefe. Ob Lucys Retter Aiden, ihre besitzergreifende Rivalin Del oder meine Lieblingsfigur Sammy, der die Epidemie überlebte - wo sind ihre Gefühle und Gedanken? Haben sie keine Verluste durch die Krankheit erlitten? Haben sie niemanden verloren, der für sie wichtig war? Kommen sie alle mit der plötzlich mittelalterlichen Lebenssituation zurecht? Wie bereits bei Lucy ist es für mich absolut nicht vorstellbar, dass alle Charaktere sich mit diesem neuen Leben abgefunden haben sollen. Treggiaris Schreibstil ist nicht schlecht, aber gewöhnungsbedürftig. Sie wechselt oft und gerne zwischen kurzen, aussagekräftigen und verschachtelten Sätzen, sodass man beim Lesen anfänglich manchmal ins Stolpern gerät. Mit den Kapiteln wird es jedoch besser; man kann sich in einem gemütlichen Lesefluss treiben und die bildliche Sprache auf sich wirken lassen. Was mir besonders an dem Schreibstil gefallen hat, ist die knallharte Ausdrucksweise der Autorin. Sie beschönigt nicht, sondern beschreibt die Gegebenheiten, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. *Cover:* Auf dem Cover sind Lucy und Aiden zu sehen, die vor den Trümmern einer Stadt stehen. Wie der Titel "Ashes, Ashes" schon sagt, liegt die Welt in Schutt und Asche. Genau so, wie die Autorin die Umgebung beschreibt, wird sie auf dem Cover dargestellt. Super! *Fazit:* Leider konnte mich "Ashes, Ashes" von Jo Treggiari nicht völlig überzeugen. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, aber leider bleiben die Charaktere allesamt viel zu blass und oberflächlich. Insgesamt vergebe ich gute 3 Sterne und hoffe, dass sich die Autorin an einer Fortsetzung versuchen wird!