Vogelzug zu anderen Planeten: Der kleine Prinz und sein Fuchs treffen Pinocchio, Max und Moritz, Lolita und weitere

Vogelzug zu anderen Planeten: Der kleine Prinz und sein Fuchs treffen Pinocchio, Max und Moritz, Lolita und weitere - Georg S. Troller *Worum geht's?* Saint-Exupéry ist ein Bruchpilot geblieben. Doch nun steuert er kein Flugzeug mehr, sondern ein Raumschiff, dass von Planet zu Planet zieht. Dabei trifft er auf seinen lang vermissten Freund, den kleinen Prinzen, der sich auf eine eigene Reise machen will. Wie ist es, sich zu entwickeln? Erwachsen zu werden? Wie ist es, irgendwohin zu gehören? Eine Antwort auf all diese Fragen suchend, reist der kleine Prinz mit seinem gezähmten Fuchs per Vogelzug zu anderen Planeten und befragt andere Figuren, die ebenfalls durch Geschichten und Märchen stets in den Köpfen der Kinder jung bleiben werden - ob Alice aus dem Wunderland, Peter Pan, Rotkäppchen, Schneewittchen, Max und Moritz oder viele andere. *Kaufgrund:* Ich bin erst durch eine Anfrage des Verlages auf dieses Buch gestoßen. Da mir "Der Kleine Prinz" ausgesprochen gut gefallen hat, konnte ich natürlich nicht Nein sagen! *Meine Meinung:* Georg Stefan Troller hat sich über eine lange Zeit ausgiebig mit dem kleinen Prinzen und seinem Autor, Antoine de Saint-Exupéry, beschäftigt, bevor er begann, an "Vogelzug zu anderen Planeten" zu schreiben. Dies merkt man seinem Buch auch an! Der kleine Prinz, sein Fuchs, aber auch Antoine de Saint-Exupéry hat Troller realistisch wieder aufleben lassen. Die träumerische, kindliche Art der Charaktere ist zu meinem Bedauern leider abgelegt worden, aber ich bin mir sicher, dass Troller dies auch gewollt hat. Er wollte keinen poetischen Roman über das Kindbleiben, sondern ein realistisches Buch über die Probleme des Erwachsenwerdens verfassen. Durch die analytische Gedanken über die verschiedenen verarbeiteten Werke, die er in "Vogelzug zu anderen Planeten" einfließen lässt, zeigt uns der Autor die knallharte Wahrheit und nimmt uns den Platz zum Träumen, den wir in all diesen Geschichten gehabt haben mochten. Der Autor, der geübter Drehbuchverfasser ist, hat keinen Roman verfasst. Stattdessen nutzte er die Dialogform, um seine Charaktere und ihre Gefühle nicht durch Taten, sondern durch Worte auf den Punkt zu bringen. Drum herum reden ist ganz offensichtlich nicht sein Stil! Troller kann sich mit seinem Schreibstil großartig in die verschiedensten Figuren und deren Autoren hineinversetzen, sodass jede einzelne Szene authentisch wirkt, fast so, als hätte der Autor der jeweiligen Charaktere diesen Abschnitt selbst verfasst. Aber nur fast, denn Troller schafft es stets, seinen eigenen Stil mit einzubauen; sei es durch Witz oder den Hauch Wahrheit, den die wahren Verfasser niemals akzeptieren wollten. Besonders gut hat mir die Szene gefallen, in der der kleine Prinz und sein Fuchs auf Alice aus dem Wunderland, ihren Autor Dodgson (alias Lewis Carroll) und das weiße Kaninchen treffen. Dabei lässt er alle Figuren nicht nur das facettenreiche Wunderland streifen, sondern zeigt auch die harte Realität: Das die wahre Alice durch Dodgsons Buch "Alice im Wunderland" ihr Leben nicht mehr als "echte Alice" leben konnte. In dieser Szene wird auch besonders deutlich, wie viel Recherchearbeit Troller geleistet hat, indem er Dodgsons vermutliche pädophile Neigung erwähnt. *Cover:* Durch den Vogelzug und die Planeten ist mein stets gewünschter Bezug zum Inhalt zwar gegeben, aber insgesamt finde ich das Cover doch zu unauffällig. Eine Illustration des kleinen Prinzen wäre schön gewesen, um alte Fans auf das Buch aufmerksamer zu machen - zumindest der Schriftzug "Der Kleine Prinz" müsste im Vordergrund des Covers stehen. *Fazit:* "Vogelzug zu anderen Planeten" zu bewerten ist schwierig. Das Buch lässt uns tiefer in die Geschichten hinter "Der Kleine Prinz", "Alice im Wunderland", "Peter Pan", usw. blicken, raubt uns zugleich aber jegliche Träumereien. Für Märchenliebhaber wie mich bleibt daher stets ein bitterer Nachgeschmack hängen, wenn man an dieses Buch denkt. Die Idee, den kleinen Prinzen auf eine Reise zu schicken und ihn über das Erwachsenwerden aufklären zu lassen, sowie ihre Umsetzung sind Troller jedoch sehr gut gelungen. Ich vergebe knappe 4 Sterne.