Ashes 01. Brennendes Herz

Brennendes Herz (Ashes, #1) - Ilsa J. Bick, Gerlinde Schermer-Rauwolf, Robert A. Weiß, Sonja Schuhmacher *Worum geht's?* In Alex' Kopf hat sich ein Monster geschlichen, ein riesiger inoperabler Tumor, der auf keine Behandlungsmethode der Ärzte reagiert. Nun hat Alex genug von Chemo und Nanosensoren - sie möchte endlich über sich selbst bestimmen! Um wieder einen freien Kopf zu bekommen, reist sie für eine Wandertour in den Waucamaw-Park. Dort begegnet sie der jungen Ellie mit ihrem Großvater Jack und ihrem Hund Mina, die ebenfalls durch die Wälder streifen, als plötzlich eine enorme Druckwelle über das Land zieht und alles zu Boden reißt. Was auch immer das war, es hat die Welt verändert: Jack ist auf der Stelle tot, alle elektronischen Geräte sind kaputt und auch Alex spürt eine Veränderung in sich. Zusammen mit Ellie versucht sie, aus dem Waucamaw-Park zu entkommen und ein sicheres Plätzchen zu finden - und trifft auf zwei Jugendliche, die die Innereien einer Leiche verzehren. Was zum Teufel ist bloß geschehen? *Kaufgrund:* Ich entdeckte dieses Buch in der Verlagsvorschau des Egmont INK-Verlages. Die vielversprechende Handlung, die der Klappentext versprach, hat mich sofort überzeugt: Dieses Buch muss ich lesen! *Meine Meinung:* Wir befinden uns viele Jahre in der Zukunft; durch eine Gen-Experiment ist die Menschheit nicht mehr die, die sie einmal war; die Welt ist zu einem trostlosen Ort geworden... - Halt! Stopp! "Ashes. Brennender Herz" ist kein Roman, der auf den Dystopie-Hype aufzuspringen versucht, und die typischen Themen behandelt! Dieses Buch ist anders; genauer gesagt ist es ein Endzeit-Szenario, dass in der heutigen Zeit und unter gegenwärtigen Umständen spielt. Und genau das macht "Ashes. Brennendes Herz" zu einem schockierend realistischen Must-Read. Am Anfang ist die Welt noch in Ordnung. Nachdem sich Ilsa J. Bick die ersten Kapitel Zeit genommen hat, um Protagonistin Alex und ihre Vergangenheit vorzustellen, soll sich das allerdings ändern. Als Leser ist man quasi "live" dabei, als die Katastrophe geschieht und die Druckwelle über Alex herzieht. Alles ist so realistisch und lebendig beschrieben, dass man selbst ins Stocken gerät und erst einmal Durchatmen muss. Schließlich könnte es so ähnlich tatsächlich passieren... Mit denselben Folgen? Aus Spoilergründen möchte ich nicht näher auf die Handlung eingehen, aber es sei gesagt: Es wird sehr aufregend, atemlos, schockierend und brutal. Bick hat eine komplizierte, aber gut durchdachte und völlig neue Geschichte entwickelt, die nicht leicht zu durchschauen ist. Es gibt viele Fragen und noch mehr unerwartete Wendungen und Überraschungen. So wie Alex verfällt man schnell dem Glauben, die Zombies wären das größte Problem - schön wär's! Je näher die letzte Seite rückte, desto offensichtlicher wurde, wovor ich mich schon zu Beginn des Buches fürchtete: Ich würde mich meinem erbittertsten Feind, dem Cliffhanger, stellen müssen. Diesmal handelt es sich sogar um einen der besonders schlimmen Sorte, denn der allerletzte Satz gibt der Geschichte eine ganz neue Wendung, die noch mehr Fragen aufwirft und das Warten auf die Fortsetzung beinahe unerträglich macht. Wer offene Enden also nicht mag, sollte diesen Band lieber erst mit der Fortsetzung lesen. "Ashes. Brennendes Herz" wird aus Alex' Sicht beschrieben, der Protagonistin des Romans. Sie hat in ihrem Leben bereits viel ertragen müssen, trotzdem hat sie nie ihren Kampfgeist verloren! Schnell ist man von dieser starken und tiefgründigen Persönlichkeit so fasziniert, dass man unbedingt mehr von ihr erfahren und sie während ihres Überlebenskampfes begleiten möchte. Alex ist weder ein naives Dummchen, noch ist sie ein impulsives Haudrauf-Fräulein; sie ist eine kluge, junge Frau, die viel zu früh mit der Härte des Lebens umgehen lernen musste. Sie schreckt vor nichts und niemandem zurück, um zu beschützen, was ihr lieb und teuer ist; nichtsdestotrotz nutzt sie immer ihr Köpfchen und denkt erst vernünftig nach, bevor sie handelt. Mit solch einer sympathischen und authentischen Hauptfigur leidet man gerne mit! Auch die Nebencharaktere haben ein großes Lob verdient, denn sie können ebenso mit Tiefgründigkeit und Authentizität überzeugen wie Alex. Jede Figur wirkt so lebhaft, als wären sie dem echten Leben entsprungen. Obwohl man viel über die verschiedenen Hintergründe und Persönlichkeiten erfährt, kann man nach der letzten Seite nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Die tödliche Druckwelle hat zu viel verändert; die meisten kämpfen nur noch für sich selbst. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen; wer zeigt sein wahres Gesicht und wer trägt eine Maske? Die achtjährige Ellie, die einem anfangs jeden Nerv abverlangt, hat es mir von allen Charakteren besonders angetan. Sie hat jeden aus ihrer Familie verloren und muss sich nun durch diese schreckliche Apokalypse schlagen. Hut ab vor so viel Willenskraft! Es handelt sich immernoch um ein Jugendbuch, was bedeutet, dass eine Liebesgeschichte selbstverständlich nicht fehlen darf. Der entscheidende Unterschied zu anderen Büchern des Genres ist jedoch, dass Alex' romantische Gefühle nicht im Vordergrund des Geschehens stehen. Sie sind zwar handlungsentscheidend, spielen insgesamt allerdings eine nebensächliche Rolle und werden niemals zu schnulzig. Besonders erwähnenswert ist es außerdem, dass die Liebesgeschichte nicht in den falschen Momenten zur Geltung kommt. Während sich die Protagonistinnen anderer Romane selbst in den unmöglichsten Momenten den Liebsten vorstellen, erlaubt sich Alex solche Gedanken nur in ruhigen Augenblicken. Wenn die Autorin nicht so einen großartigen Schreibstil hätte, wäre ihr Roman nur halb so gut geworden. Er ist fließend, anspruchsvoll, mitreißend und erschreckend bildhaft! Bick nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt selbst die ekelerregendsten Szenen mit viel Liebe zum Detail. Für dieses Buch braucht man starke Nerven, denn viele Zombies, eine Menge Blut und noch mehr Innereien werden selbst Horrorfans zum Schlucken bringen. In Kombination mit der ohnehin grandiosen Geschichte gelingt es Ilsa J. Bick, einen enormen Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite zu schaffen. Nicht eine langatmige Stelle ist in "Ashes. Brennendes Herz" zu finden, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Dass knapp 500 Seiten doch sehr kurz sein können, hat die Autorin hier mehr als deutlich bewiesen! Zum Schluss möchte ich noch etwas zum Klappentext sagen, der mir nach dem Lesen überhaupt nicht mehr gefällt. Er weckt völlig falsche Erwartungen, lässt auf eine rührende Liebesgeschichte hoffen, verrät zu viel und verliert nicht ein einziges Wort über die beträchtliche Portion Brutalität, die zwischen den Buchdeckeln steckt. Mein Rat wäre es, den Klappentext lieber nicht zu lesen und lieber offen an diesen großartigen Trilogieauftakt heranzugehen. *Cover:* Mittlerweile komme ich mir fast so vor, als würde ich zu jedem Cover dasselbe schreiben. Schon wieder ein Mädchengesicht, diesmal sogar eines, dass noch nicht einmal die Protagonistin Alex darstellen könnte. Unpassender geht es wohl kaum! Wenn man den Schutzumschlag abnimmt, ist allerdings das Cover ohne das Mädchen darauf zu sehen. So gefällt es mir gleich viel besser, denn es repräsentiert die düstere Atmosphäre hervorragend. *Fazit:* "Ashes. Brennendes Herz" kann mit einer herausragenden Geschichte und lebendigen Charakteren viele Punkte sammeln, überzeugt aber vor allem durch seine realistische und düstere Atmosphäre. Dieses Endzeit-Szenario ist nichts für schwache Nerven! Ich vergebe knappe 5 Sterne.