Oksa Pollock. Die Unverhoffte: Band 1

Oksa Pollock. Die Unverhoffte: Band 1 - 'Anne Plichota',  'Cendrine Wolf' *Worum geht's?* Möchtegern-Ninja Oksa Pollock zieht mit ihrer Familie von Frankreich nach England. Jeder würde verstehen, wenn das 13-jährige Oksa nicht gefallen würde. Aber die Familie ihres besten Freundes Gus ist mit von der Partie, daher ist der Landeswechsel gar nicht so schlimm. Außerdem werden die beiden zusammen auf eine französische Schule in London gehen, sodass sie nicht von einander getrennt werden. Der komplette Umzug verläuft reibungslos und Oksa und Gus finden London klasse - wäre da nicht ihr Physik-, Mathe-, und Chemielehrer, der zugleich ihr Klassenlehrer ist und es auf Oksa abgesehen zu haben scheint. Eines Tages bemerkt Oksa, dass sie über seltsame Fähigkeiten verfügt: Sie kann schweben und sogar kleine Feuerbälle erzeugen! Außerdem zeichnet sich sich ein merkwürdiges Sternensymbol um ihren Bauchnabel ab. Als Großmutter Dragomira darauf aufmerksam wird, erfährt Oksa von einem riesigen Familiengeheimnis, das sie in ein gefährliches Abenteuer nach dem anderen reißt. *Kaufgrund:* Ich hatte die große Ehre, als Lesebotschafter für "Oksa Pollock" ausgewählt zu werden, und bekam ein Vorableseexemplar vom Oetinger-Verlag zugeschickt. *Meine Meinung:* Vor dem Lesen hatte ich große Sorge, dass mir Oksa unsympathisch werden würde. Sie wird in allen Pressestimmen als mutiges Ninja-Mädchen bezeichnet, daher erwartete ich eine spontane Alles-Könnerin. Zu Beginn wurde mein Vorurteil leider bestätigt. Als Oksa ihre magischen Fähigkeiten entdeckt, scheint ihr alles zu zufliegen. Ohne große Übung beherrscht sie alles perfekt. So etwas finde ich schrecklich, da es einen unnatürliche Eindruck erweckt und man sich als Leser ganz schlecht mit Alles-Könnern identifizieren kann. Zum Glück blieb meine Sorge nur in dieser Hinsicht begründet. Sie handelt und reagiert wie ein typischer Teenager, immer eine gesunde Priese Humor mit dabei. Gerade deshalb wirkt sie authentisch und ehrlich, sodass man sie schnell ins Herz schließt, mit ihr mitfühlt und mitfiebert. Als Protagonistin ist sie - bis auf den genannten Kritikpunkt - großartig gestaltet worden. Aber auch die anderen Charaktere sind grandios. Es sind keine oberflächlichen Figuren, die nur dazu da sind, Oksa auf ihrem Abenteuer beizustehen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie in eigenen Romanen ebenfalls überzeugen würden. Hinter allen Personen steckt eine eigene, individuelle Geschichte. Zu gern möchte man mehr von ihnen erfahren. Während man zu Dragomira, Abakum und McGraw schon einige Informationen bekommt, bleiben andere Charaktere wie Merlin und besonders Tugdual noch relativ blass. Ich hoffe sehr, dass die Autorinnen in den Folgebänden darauf eingehen werden. Die Geschichte um Oksa wurde von zwei Autorinnen verfasst. Da ich leider nicht weiß, wer von den beiden den Hauptpart beim Schreiben übernommen hat, lasse ich mein Lob diesbezüglich auch beiden zuteil werden: Der Schreibstil ist leicht, locker, flüssig. Für die Altersgruppe, die angesprochen werden soll (12-13 Jahre), ist er jedenfalls perfekt: nicht zu langatmig oder ausschweifend, nicht zu kompliziert. Aber auch Ältere werden sich von der flockigen Sprache mitreißen lassen können. Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Sie war spannend gestaltet und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es gibt einige Anspielungen auf den späteren Verlauf, die die Leselust noch zusätzlich steigern. Da es ein Kinder- und Jugendbuch ist, ist die Handlung nicht zu kompliziert strukturiert. Für etwas ältere Leser kann "Oksa Pollock" durch die vorhersehbaren Elemente daher auf den ersten Blick einen langweiligen Eindruck wecken, doch auch sie werden spätestens in der zweiten Hälfte des Romans bemerken, dass es einige unerwartete Wendungen gibt. Insgesamt würde ich das Buch als einen Prolog bezeichnen; sobald die Geschichte wirklich beginnt, ist das Buch bereits beendet und hinterlässt den Leser mit seinem größten Feind: Dem Cliffhanger. Es gibt viele neuartige, aber auch einige "überarbeitete" bekannte Wesen in diesem Buch. Von sprechenden Pflanzen über schwitzende, fliegende Frösche und herzallerliebste Hausdienerchen ist alles dabei. Die beiden Autorinnen haben mich mit ihren kreativen Namensgebungen begeistert und mich immer wieder zum Grinsen gebracht: Plemplems, Ringelpupos (Betonung auf "pupo"!) und co. haben sich augenblicklich in mein Herz geschlichen. Allerdings muss ich gestehen, dass der Ernst der Geschichte dadurch leider etwas gelitten hat. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Während einer Versammlung der Rette-sich-wer-kann (übrigens auch ein sehr toller Name für eine Organisation, wenn auch nicht besonders seriös...) sind alle verzweifelt, denn keiner weiß eine Lösung. Doch plötzlich betritt der Plemplem den Raum und verschafft Klarheit. Mal ehrlich, das ist total knuffig, aber wer kann das denn ernst nehmen? Zuletzt sei gesagt, dass der Vergleich mit "Harry Potter" völlig unangebracht ist. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso so etwas ständig gemacht wird. Klar, es geht um Werbung und als Verlag versucht man natürlich, alte Fans anzusprechen, die der heißgeliebten, aber leider abgeschlossenen Buchreihe noch hinterher trauern. Trotzdem ist "Oksa Pollock" nicht mit "Harry Potter" gleichzusetzen. Es ist ein toller Auftakt einer Serie, die ich gerne weiterverfolgen werde. An "Harry Potter" reicht es nichtsdestotrotz nicht heran! *Cover:* Manga-Leser und Fans der "Gothic Sports"-Reihe wird die freche Oksa, die auf dem Cover dargestellt wird, bekannt vorkommen. Anike Hage hat sie nach der französischen Vorlage gezeichnet. Dies ist ihr gut gelungen, wenn man sich auf die Beschreibungen Oksas im Buch bezieht. Besonders die Pose mit dem Feuerball hat mir sehr gut gefallen. Ich hätte es jedoch schöner gefunden, wenn Anike Hage sie in ihrer Schuluniform gezeichnet hätte. *Fazit:* Mir hat der erste Teil der aufkommenden "Oksa Pollock" sehr gut gefallen. Mit viel Witz und sympathischen Charakteren konnte ich kaum aufhören zu lesen. Es gibt allerdings ein paar kleinere Kritikpunkte, die mich leider von einer vollen Punktzahl abhalten. Insgesamt vergebe ich aber 4 Sterne.