Matched

Matched  - Ally Condie *Worum geht's?* Endlich ist es soweit: Cassia darf auf ihr Paarungsbankett! In ihrer stetig sicheren und funktionierenden Gesellschaft werden den 17-Jährigen ihre Partner zugeteilt, die das System als perfekt errechnet hat. Cassia kann ihr Glück kaum fassen, als sie erfährt, dass sie mit ihrem besten Freund Xander gepaart wurde. Sie erhalten einen Mikrochip mit den wichtigsten Daten ihres neuen Partners, aber den braucht Cassia nicht. Schließlich kennen die Beiden sich schon in- und auswendig. Weil sie einige Tage später doch neugierig hineinschaut, wird ihre komplette Gefühlswelt durcheinander gebracht. Denn der Chip zeigt nicht Xanders Daten, sondern die von Ky; einem Jungen aus ihrer Straße, der vom System als Aberration gekennzeichnet wurde und nicht lieben darf. Obwohl eine Funktionärin der Gesellschaft Cassia versichert, dass dies nur ein Fehler war und ihr perfekter Partner Xander ist, kann sie ihre Augen nicht von Ky lassen. Langsam aber sicher beginnt sie zu zweifeln: Ist das System, in dem sie lebt, wirklich perfekt und ohne Fehler? *Kaufgrund:* Als ich den Klappentext gelesen habe, musste ich sofort an Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" denken. Bereits Huxleys Dystopie hat mich begeistert, sodass ich gar nicht anders konnte als mir "Cassia & Ky" zu kaufen. Außerdem lobt der Fischer-Verlag dieses Buch als "Beste Serie 2011". *Meine Meinung:* Condie benutzt einen sehr sterilen Schreibstil, der zu Beginn noch etwas ungewohnt ist und mich wachsam sein lässt (z.B. "Nahrungsaufnahme" statt Essen). Trotzdem ist er perfekt gewählt, denn er repräsentiert das System, in dem Cassia lebt, ideal. Mir war vom ersten Moment an mulmig zumute und ich las das Buch anfangs sehr distanziert. Diese eintönige, sehr triste Art des Lebens war mir ziemlich unheimlich. Aber mit jeder Seite wird Cassia zweifelnder und eigenständiger. Sie will eigene Entscheidungen treffen, sich nichts vom System vorschreiben lassen. So identifiziert man sich als Leser zwar recht langsam mit Cassia, aber auf diese Weise ist man auf Anhieb misstrauisch und versteht den gigantischen Einfluss des Systems auf die Bevölkerung. Die Charaktere sind allesamt gut durchdacht und ausgearbeitet. Protagonistin Cassia ist eine intelligente, liebenswerte Person, die sich für die Menschen einsetzt, die sie liebt, und für sie auch gerne mal die Regeln der Gesellschaft bricht. Sie vollzieht in dem Handlungsverlauf einen wahnsinnig großen Wandlungsprozess: Anfangs will sie um jeden Preis perfekt in das System passen. Erst Schritt für Schritt lernt sie, eigenständig zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen, so wie es ihr Großvater wollte. Außerdem hat sie mit einem enormen Konflikt zu kämpfen: Entscheidet sie sich für ihren besten Freund Xander, der Schutz, Vertrautheit und Sicherheit des Systems repräsentiert, oder für Ky, der Risiko und Gefahr darstellt, aber zugleich für Freiheit steht? Die meisten Nebencharaktere des Buches sind im Übrigen sehr farblos, aber nicht lieblos gestaltet und passen somit optimal in die Gesellschaft hinein. Wie beim Kaufgrund erwähnt, hat mich die Handlung etwas an Huxleys "Schöne neue Welt" erinnert. Auch während des Lesens sind mir da einige Parallelen aufgefallen: Ky, der aus einer äußeren Provinz stammt, so wie der Wilde; die drei Tabletten, die alle immer bei sich haben müssen, um sich im Notfall zu beruhigen, sind wie die Droge Soma, die die Bevölkerung bei Hysterie zum Schweigen bringen soll. Ein Kritikpunkt sind diese Ähnlichkeiten allerdings nicht, denn Condies Roman wirkt in keinster Weise wie ein Abklatsch. Es hat mich sehr gefreut, dass endlich mal eine modernere Fassung einer Dystopie geschrieben wurde. Das Ende des Buches hat mich kribbelig gemacht: ein riesiger Cliffhanger! Es bleiben so viele Fragen unbeantwortet. Dabei hat mich Cassias Kampf um Individualität und Selbstständigkeit so sehr in den Bann gezogen, dass ich es kaum bis zur Fortsetzung aushalten werde! *(Achtung, Spoiler-Gefahr!)* Eines gibt mir bei der Geschichte sehr zu denken. Ky ist der perfekte Partner für Cassia - das System hat es so ausgerechnet. Bloß sein Status als Aberration hat ihn vom Paarungspool ausgeschlossen. Da fragt man sich doch: Wie falsch ist dieses System wirklich, wenn es die richtigen Paarungen errechnet? Der einzige Kritikpunkt scheinen die Statusverteilungen zu sein. *Cover:* Das Cover ist in allen Punkten einfach perfekt. Das Mädchen, das durchaus Cassia darstellen könnte und sogar ihr wunderschönes grünes Kleid vom Paarungsbankett trägt, versucht aus der Blase auszubrechen. Die Blase symbolisiert das einengende System, vor dem Cassia zu fliehen versucht, um eigene Entscheidungen treffen zu dürfen. Außer dem Bild, übrigens auch auf dem englischen Cover vorzufinden, ist der Rest in einem sehr steril wirkenden weiß-grün gehalten und unterstützt die Darstellung der Gesellschaft innerhalb des Romans. *Fazit:* Der erste Teil von "Cassia & Ky" wurde zurecht vom Fischer-Verlag als "Beste Serie 2011" bezeichnet. Es ist eine großartige Geschichte mit großartigen Charakteren, die einen bis zur letzten Seite fasziniert und mitreißt. 5 Sterne sind eindeutig noch zu wenig!