Ein absolutes Herzensbuch!

Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam - Jennifer Gooch Hummer

*Worum geht's?*
Die dreizehnjährige Apron hat es nicht leicht: Ihre geliebte Mutter ist erst vor wenigen Monaten verstorben und schon zieht die neue Freundin ihres Vaters bei ihnen ein. Margie, die brasilianische Krankenschwester, die Apron nur M nennt, führt nichts Gutes im Schilde. Das weiß Apron genau. Doch ihr Vater, der Lateinprofessor, ist selbst viel zu beschäftigt, um seiner Tochter Gehör zu schenken. Als würde Apron ihre Trauer nicht schon genug zu schaffen machen, eröffnet ihr ihre beste Freundin Rennie eines Tages aus heiterem Himmel, dass sie nicht mehr befreundet sein können. Und dann wird M auch noch schwanger. Und Apron trifft auf Mike und Chad. Mike und Chad, die einen Blumenladen betreiben, dem regelmäßig die Fenster eingeschlagen werden. Apron kann nicht verstehen, warum die Leute in ihrer Stadt Mike und Chad aus dem Weg gehen, denn die beiden werden innerhalb kürzester Zeit zu Aprons besten Freunden, die ihr immer zur Seite stehen. Doch dann erfährt Apron, dass Chad sehr krank ist und ihm nur noch wenig Zeit bleibt…

*Meine Meinung:*
Ich habe mich von ganzem Herzen in dieses Buch verliebt. Cover und Klappentext haben mich schon auf den ersten Blick neugierig gemacht, aber ich hätte niemals gedacht, dass dieses Buch so viel in mir auslösen, so viel bewegen würde. „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ von Jennifer Gooch Hummer ist ein wahrlich ein außergewöhnliches Debüt, das einen von der ersten Seite an begeistern kann. Dabei ist schon die erste Begegnung mit Apron alles andere als ein typischer Romananfang: Wie oft begegnet man schon einer Protagonistin, die sich gemeinsam mit ihrer besten Freund das Musical „Jesus Christ Superstar“ anschaut und dabei Jesus anschmachtet?

In Aprons Leben läuft momentan überhaupt nichts so, wie es sollte. Ihre Mutter ist nach langer Krankheit gestorben, ihr Vater ist kurze Zeit später mit der Krankenschwester M zusammengekommen, die nun sogar bei ihnen einzieht, ihre beste Freundin will plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben und dann sind da auch noch Chad und Mike, die aus für Apron wirklich unerklärlichen Gründen von der ganzen Stadt gemieden werden. In „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ geht es für das junge Mädchen um so viel: um das Leben, den Tod und die Trauer, die schwierigen Phasen des Erwachsenwerdens, um Verluste, aber auch um Kraft, Hoffnung und die Liebe. Jennifer Gooch Hummer konfrontiert Apron mit ganz alltäglichen, aber wichtigen Themen wie Religion, Homosexualität, die Suche nach sich selbst, und tut dies auf eine solch besondere, spezielle und grandiose Weise, dass mich der Roman vollkommen sprachlos und tief berührt zurückgelassen hat.

„Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ ist für mich ein absolutes „Post-it-Buch“ gewesen und ich gebe jedem von euch, der sich gerne Zitate in Büchern markiert, dringend den Rat: Kauft euch dieses Buch – und eine ganze Packung Post-its gleich dazu! Denn die dreizehnjährige Apron ist nicht nur eine sympathische Protagonistin, die sich mit ihrer ehrlichen und tollpatschigen Art in Windeseile in die Leserherzen stiehlt, sondern auch ein richtig kluges Köpfchen. Apron ist trotz ihres jungen Alters schon mit vielen schrecklichen Themen konfrontiert worden, hat aber vor keinem einzigen ihre Augen verschlossen. Sie beschäftigt sich mit dem Leben und all seinen Nuancen und bildet sich stets ihre ganz eigene Meinung. Dabei kommen so viele wunderschöne, philosophische und bewegende Gedanken herum, die einen selbst zum Nachdenken bewegen.

Jennifer Gooch Hummer bringt in „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ viele unterschiedliche Themen zur Sprache, die in ihrer Masse und ihrer Kombination in anderen Romanen durchaus einen aufgesetzten und überladenen Eindruck hinterlassen hätten. Hummer gelingt es jedoch, alle Facetten ihrer Geschichte auf solch natürliche und authentische Art und Weise zu behandeln, dass man sich beim Lesen mitten in eine wahre Geschichte hineinversetzt fühlt. „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ liest sich nicht einfach wie ein Buch, sondern wie das reale Leben mit all seinen Licht- und Schattenseiten, mit seinen Hochs und Tiefs, vor allem aber mit seiner knallharten Realität.

„Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ beschäftigt sich zwar mit vielen ernsten und deprimierenden Themen, ist aber keinesfalls ein durch und durch trauriges Buch. Es gibt auch sehr viele lustige und komische, teils sogar skurrile Momente in diesem Roman, die einen laut auflachen lassen. Der Autorin gelingt es immer wieder, sowohl ihren Charakteren als auch ihren Lesern ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, auch wenn niemandem danach zumute ist, und schenkt damit durch die Seiten hindurch viel Kraft. Sie beweist, dass das Leben trotz seiner Schattenseiten wunderschön und lebenswert ist – und dass ein Lachen selbst in die düstersten Zeiten Licht bringen kann.

Der Verlag empfiehlt das Buch für junge Leser ab etwa 12 Jahren. Eine Altersempfehlung, die mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Einerseits hat Jennifer Gooch Hummer das Buch wirklich perfekt für junge Leser geschrieben: Es liest sich trotz der ernsten Themen sehr locker und fluffig, die Kapitel sind nicht zu lang und auch der Stil an sich und Aprons Erzählperspektive sind für Leser dieser Altersklasse mehr als angebracht. Dennoch steckt in „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ so viel, dass ich mir nicht sicher bin, ob junge Leser das Ausmaß und die Tragweite der Geschichte von Apron schon wirklich einschätzen können. Ganz sicher wird nach der letzten Seite Redebedarf bestehen! Nicht nur Eltern sollten dies zum Anlass nehmen, dem Buch eine Chance zu geben. Dieser Debütroman hat es nicht verdient, in Altersgrenzen eingepfercht zu werden, denn selbst Erwachsene können von Apron noch Unmengen lernen und sich von ihr neue Perspektiven für das eigene Leben aufzeigen lassen.

*Fazit:*
„Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ von Jennifer Gooch Hummer ist ein Buch wie das Leben selbst: mal schwierig, traurig und voller deprimierender Momente, mit denen man nicht recht umzugehen weiß, aber auch wunderschön, herrlich komisch und voller Hoffnung. Die Geschichte der dreizehnjährigen Apron, die auf ganz unterschiedliche Weisen lernen muss, mit Verlusten umzugehen, ihre Trauer zu bewältigen und trotz allem stark zu bleiben, hat mich tief berührt und zum Nachdenken bewegt. Nicht nur einmal hatte ich Tränen in den Augen – vor Rührung, vor Traurigkeit, vor Lachen. „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ ist ein ganz besonderes Buch, das einen festen Platz in meinem Herzen gewonnen hat, und zu dem ich so viel sagen möchte, obwohl zwei Worte die ganze Rezension zusammenfassen könnten: Unbedingt lesen! Für „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ vergebe ich begeisterte 5 Lurche.